Neurodermitis

Bei Ihnen / Ihrem Kind wurde eine Neurodermitis bzw. atopisches Ekzem diagnostiziert. Da diese Krankheit häufig eine Umstellung des Lebens erfordert, erhalten Sie nachfolgend einige wichtige Informationen über die Ursache und Behandlungsmöglichkeiten.

Die Neurodermitis hat eine erhebliche Grundlage, diese wird „ Atopie “genannt. Diese Atopie ist aber auch die Grundlage für bestimmte andere allergische Erkrankungen, wie Heuschnupfen oder Asthma und wird von Generation zu Generation weitervererbt. Welche dieser Krankheiten sich bei einem „ atopischen “Menschen entwickelt ( Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis, manchmal auch zwei oder alle drei kombiniert ) hängt vom Zufall ab Es kommt aber auch häufiger vor, daß trotz angeborener Anlagen keine der Krankheiten ausbricht oder sich nur so geringe Symptome zeigen, daß der Betroffene sie nicht als Krankheit wahrnimmt.

Für die Ausprägung und den Verlauf der Erkrankung (Neurodermitis) sind außer der erblichen Grundlage zahlreiche innere und äußere Faktoren bedeutsam, die die Krankheit provozieren. Wichtige äußere Faktoren sind beispielsweise klimatische Faktoren ( Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Sonnenbestrahlung, Staub- und Pollenbelastung ), Kontakt mit hautreizenden Substanzen ( Seife, Wasser(!), Wolle u.a. manchmal ( aber keineswegs immer !) auch Nahrungsmittelallergien oder – unverträglichkeiten ( z.B. Zitrusfrüchte, stark gesäuerte und gewürzte Speisen ).
Allergien treten häufiger gegen Nüsse, Schokolade, Hühnereiweiß, Kuhmilch, Fisch und Soja(!) auf und müssen in jedem Falle einzeln ausgetestet werden. Unverträglichkeiten treten häufiger gegenüber chemischen Nahrungsmittelzusätzen wie Farbstoffen und Konservierungsmitteln auf und können teilweise ebenfalls ausgetestet werden.

 

Neurodermitis

Wichtige innere Provokationen sind z.B. emotionale und psychische Faktoren ( daher der Name „ Neurodermitis “ ), weiterhin Infektionen oder chronische Bakterienherde

 

Die Erkrankung (Neurodermitis) kann eine sehr verschiedene Ausprägung und einen ganz unterschiedlichen ( oft nicht vorhersehbaren ) Verlauf nehmen: Während bei einigen Menschen etwa nur eingerissene Ohrläppchen bestehen, haben andere z.B. ein chronisches Hand- oder Fußekzem, andere wiederum Herde am ganzen Körper. Während manche Menschen nur einmal einen Krankheits- „ Schub “erleiden, haben andere ( allerdings nur sehr wenige ) das ganze Leben mit der Krankheit zu tun. Bei der Neurodermitis bestehen nicht nur typische Funktionsstörungen der Haut ( Trockenheit, Schuppung, starke Reizbarkeit ), sondern auch verschiedene andere ( z.B. immunologische ) Störungen, die manchmal bedeutsam sind.

Ziel der Behandlung ist die Ermittlung aller individuellen Provokationsverfahren und deren Abstellung, weiterhin die Beseitigung der Krankheitssymptome, wie Juckreiz und Hautveränderungen. Da es keine einzelne Ursache der Erkrankung gibt und die erbliche Grundlage nicht beeinflußbar ist, ist eine Heilung im eigentlichen Sinne möglich. Es steht aber heute eine breite Palette von gut untersuchten Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, durch die in den meisten Fällen die Krankheit gut in den Griff zu bekommen ist. Die Behandlung erfordert oft Ihre Geduld und intensive Mitarbeit, wobei Ihnen dieses Merkblatt helfen soll.

 

Neurodermitis

Was können Sie selbst tun?

o Helfen Sie uns bei der Ermittlung der individuellen Provokationsfaktoren. Beobachten Sie, in welchen Situationen, nach welchen Ereignissen, bei welchen klimatischen Verhältnissen Hautveränderungen und Juckreiz auftreten oder sich verschlimmern.

o Schreiben Sie Nahrungsmittel auf, die Sie erfahrungsgemäß nicht vertragen oder die Sie nicht mögen ( bzw. Ihr Kind ).

o Zu meiden sind Zitrusfrüchte, scharfe Gewürze und stark gesäuerte Lebensmittel, evt. auch Tomaten, Paprika, Fisch, Schokolade, Nüsse, Weißwein ( je nach Verträglichkeit )

o.Stillen Sie Ihr Kind mindestens 4 Monate ausschließlich. Geben Sie häufig allergene Nahrungsmittel während einer Schwangerschaft nicht in größeren Mengen.

o Halten Sie möglichst keine Haustiere, auch wenn noch keine Beschwerden bestehen, können sich in einem hohen Prozentsatz Tierallergien entwickeln

o.Gleichzeitig bestehende Atemwegsallergien ( Heuschnupfen, Asthma ) müssen behandelt werden, wenn möglich, durch eine Hypersensibilisierungsbehandlung. Intensiver Pollen – und Tierhaarkontakt soll gemieden werden.

o Achten Sie darauf, daß sich in Ihrem häuslichen Bereich keine Schimmelpilze halten können ( Bad, Keller ).

o Hausstaubmilbenallergien sind häufig, schaffen Sie sich deshalb ein hausstaubfreies Milieu ( häufig Staub saugen, keine Staubfänger ). Bei nachgewiesener Hausstaubmilbenallergie sollten Teppichböden, Vorhänge und Polstermöbel aus dem Schlafraum entfernt werden. Das Bett sollte möglichst eine Schaumstoffmatratze ( keine Roßhaarmatratze! ) die Bettdecken eine Synthetik- oder Baumwollfüllung ( keine Bettfedern ) enthalten, die Überzüge sollten aus Baumwolle sein.

o Neurodermitiker brauchen ein spezielles Wohnklima. Die Temperatur sollte etwa 20C, die Luftfeuchtigkeit über 50% besser noch über 60% betragen. Stellen sie, insbesondere während der Heizperiode, Luftbefeuchter auf, oder hängen Sie zumindest nasse Handtücher auf. Kontrollieren Sie das Raumklima mit Thermo- und Hygrometern.

o Meiden Sie jede Reizung Ihrer ohnehin geschädigten Haut bei einer Neurodermitis. Tragen Sie beispielsweise bei allen Tätigkeiten die die Hände belasten, wie Geschirrspülen, Putzen, Autoreparaturen usw. immer Gummihandschuhe und darunter, falls nötig, dünne Baumwollhandschuhe.

o Tragen Sie nur Kleidung aus gekämmter Baumwolle auf der Haut. Wolle und andere tierische Fasern ( Kamelhaar, Felle ) sind zu meiden.

o Vermeiden Sie alles, was Juckreiz provoziert, z.B. starkes Schwitzen, wenn Sie auf schweißtreibende Sportarten und Sauna nicht verzichten wollen, duschen Sie zumindest unmittelbar danach kühl und cremen Sie anschließend die noch feuchte Haut ein.

o Oft entscheidend für den therapeutischen Fortschritt bei der Neurodermitis ist das Schaffen einer ausgeglichenen Psyche. Neurodermitiker neigen zu großem Ehrgeiz und zur Überforderung, die sich ungünstig auf die Erkrankung auswirken können.

Achten Sie auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Freizeit, zwischen geistiger und körperlicher Betätigung und auf genügend Schlaf. Stellen Sie, wenn möglich, psychische Belastungen ab. Über Möglichkeiten eines Entspannungstrainings und über manchmal nötige psychotherapeutische Verfahren informieren wir Sie.

o Falls Sie eine ausgeprägte Neurodermitis haben ( bzw. Ihr Kind ), verbringen Sie Ihre Urlaube am Meer (vorzugsweise Nordsee) oder im Hochgebirge (4-6 Wochen).

o Meistens besteht ein Teufelskreis bei der Neurodermitis zwischen Juckreiz, Kratzen und Hautveränderungen. Bei starkem Juckreiz werden Ihnen in der Regel juckreizlindernde Medikamente verschrieben. Das kratzen müssen Sie allerdings selbst vermeiden. Cremen Sie sich bzw. Ihr Kind vor dem Schlafengehen noch einmal gründlich ein, tragen Sie einen langärmeligen Baumwollschlafanzug und wenn nötig, dünne Baumwollhandschuhe und- Socken. Besonders bei Kindern können Kratzeffekte so gemindert werden. Bei Juckreiz tagsüber soll nicht gekratzt, sondern sofort eingecremt werden ( „ schmieren statt kratzen “), manchmal hilft auch eine kurze kalte Dusche (danach cremen).

o Halten Sie sich möglichst genau an unsere Therapieanweisungen. Die Basis jeder Neurodermitisbehandlung ist zunächst immer die Beseitigung der Entzündung der Haut und des Juckreizes und die Wiederherstellung des gestörten Hautmilieus. Diese erfordert eine konsequente Hautpflege mit Pflegecremes, wodurch die gestörte Hautbarriere wieder hergestellt und die Entzündungsbereitschaft gemildert wird. 2-3mal pro Woche sollten fettende Bäder durchgeführt werden mit folgenden Badebedingungen:

  • Badetemperatur 34 – 36C, Badedauer 5 – 10 Minuten
  • Nach dem Baden nicht gleich abtrocknen, sondern Badeöl 5 – 10 Minuten einwirken lassen
  • Falls nötig, noch feuchte Haut eincremen

o Entzündungshemmende Cremes und Salben einmal abends auftragen. Keine Angst vor Cortison! Wir werden es grundsätzlich nur einsetzen, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen und dann nur kurzfristig. Außerdem werden wir Ihnen bei Neurodermitis nur neuere Präparate verordnen, die Ihre Unschädlichkeit in Langzeituntersuchungen bewiesen haben und auch für die Behandlung von Säuglingen zugelassen sind. Bei sachgerechter und nur kurzfristiger Anwendung solcher Präparate sind keinerlei unerwünschte Wirkungen zu erwarten. Bei leichteren Entzündungen verschreiben wir Ihnen andere, cortisonfreie Mittel. Nach Abklingen der entzündlichen Phase muß der Zustand mit speziellen Hautpflegecremes gehalten werden.

Wenn Sie diese Ratschläge beherzigen und sich exakt an die Therapieanweisungen halten, wird sich Ihre Geduld und Ihr Einsatz lohnen.